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Suche nach guten Beispielen

Sind die Kirchen noch zu retten?

Leere Kirchen und klamme Kassen stellen so manche christliche Kirchengemeinde vor große Herausforderungen. In der Schweiz haben einige Gemeinden, Klöster und Religionsgemeinschaften nach neuen Lösungswegen gesucht. Dabei hat eine Reisegruppe aus der EKHN das "Wunder von Bern" erlebt. Das Aktuelle, nicht das von 1954.

Bleiben Kirchen immer Kirchen, auch wenn sie anders genutzt werden? Dieser Frage und einer weiteren Herausforderung für die Zukunft, nämlich der interreligiösen Zusammenarbeit, widmete sich die diesjährige Bildungsreise des Evangelischen Dekanats Ingelheim-Oppenheim. Reiseziel der Teilnehmenden der Bildungsreise war Wilderswil im Berner Oberland (Schweiz).  In Luzern am Vierwaldstädter See wurden zwei kirchliche Projekte besucht, die sich aus Gründen des Mitgliederschwunds und fehlender finanzieller Mittel konzeptionell neu orientiert haben.

Gottesdienste im multifunktionalen Raum

Im Maihofviertel  wurde das Kirchengebäude der ehemaligen Pfarrei  St. Josef zu einem multifunktionalen Raum für 300-400 Personen umgebaut, der vermietet wird (in dem aber manchmal auch noch Gottesdienste gefeiert werden). Die weiteren zahlreichen Gemeinderäume wurden renoviert und stehen nun vielen Gruppen des Quartiers – kirchlichen wie nicht-kirchlichen - zur Verfügung. Sie wurden zu einem Begegnungsort, zu dem auch ein kleines Bistro und eine gestaltete Außenfläche gehören. Es entstanden „Räume für Menschen“ für Kirche, Quartier und Stadt, die vielseitig genutzt werden.

Kloster als Ort zur Besinnung, zum Wohnen, Gärtner und Gesund werden

Beim anschließenden Besuch im Kloster Wesemlin erläuterte Bruder Josef die Gründe für die Neuausrichtung des Klosters. Die riesige Anlage war für die noch verbliebenen 16 Kapuziner einfach viel zu groß geworden, und eine Renovierung hätte Millionen verschlungen. So entschied man sich für eine erweiterte Nutzung und eine größere Trägerschaft. Das Mischprojekt „Oase W“ entstand. Ein Teil des Gebäudekomplexes blieb Wohnraum für die Kapuziner, ein weiterer Teil wurde zu 12 Wohnungen umgebaut, in denen Menschen leben, die die Nähe zum Kloster und zur Spiritualität suchen. Im dritten  Teilbereich entstand das „Medicum Wesemlin“, ein medizinisches Zentrum mit vielen Facharztpraxen; alles unter einem Dach. Der angeschlossene Klostergarten wird von Flüchtlingen und anderen bedürftigen Menschen des Stadtteils bewirtschaftet und genutzt.

"Das Wunder von Bern" - acht Religionen unter einem Dach

Der zweite große Ausflug führte nach Bern. Dort steht am Europaplatz seit 2014 das „Haus der Religionen“. Hier haben folgende Weltreligionen ein gemeinsames Dach über dem Kopf gefunden: Aleviten, Bahai, Buddhisten, Christen, Hindus, Juden, Muslime und Sikhs. Sasi, ein Vertreter der Hindu, führte die Gruppe durch das Gebäude und erläuterte dieses spezielle „Wunder von Bern“. Die erste Idee entstand 1998. Im Jahr 2002 gründete man einen Verein, 2004 kristallisierte sich der Standort heraus, 2012 konnte – nach einer längeren Phase der Finanzierungskrise - der erste Spatenstich erfolgen, und 2014 wurde das Haus feierlich eröffnet. Leitmotiv aller ist ein Dialog der Kulturen und ein Dialog mit der Öffentlichkeit. Herzstück des Hauses ist der Dialogbereich im Erdgeschoss für Bildungsangebote, Familien- und Jugendarbeit, Ausstellungen, Vorträge, Diskussionsrunden und verschiedene kulturelle Veranstaltungen sowie dem kulinarischen Angebot des Restaurants Vanakam, in dem jeden Tag ein ayurvedisches Mittagessen angeboten wird. Rechts von diesem Bereich findet man die Moschee, links davon den Tempel der Hindus. Im ersten Stock gibt es einen Gebetsraum der Aleviten, der Christen und der Buddhisten. Auch hier gibt es in der Mitte einen zentralen Dialogbereich. Die restlichen Religionsgemeinschaften haben keinen eigenen Raum, beteiligen sich aber am Programm. Die Türen aller Räume können zum Dialogbereich hin geöffnet werden. Allerdings ist das Miteinander der Religionen nicht ganz konfliktfrei. Sasi betonte, dass es nicht immer einfach sei und dann und wann auch Mediatoren gebraucht würden.

Kirchen in der EKHN

Kirchen besichtigen

[Martina Schott]


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