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Sohn und Mutter vor Zug gestoßen

Was tun, wenn Schreckliches mit angesehen werden musste?

Blumen, Kerzen und Plüschtiere niedergelegt am Gleis 7, bewacht von zwei Sicherheitsmitarbeitern.

Am Tag danach: Menschen haben Blumen, Kerzen und Plüschtiere niedergelegt im Gedenken an den getöteten Jungen.

Nachdem ein 40 Jahre alter Mann am Frankfurter Hauptbahnhof einen achtjährigen Jungen und seine Mutter vor einen einfahrenden Zug gestoßen hat, ist die Anteilnahme groß. Der Junge kam dabei ums Leben, die Mutter konnte sich gerade noch in Sicherheit bringen. Am Abend soll es nun eine Andacht auf dem Bahnhofsvorplatz geben.

Zu der Andacht laden die Bahnhofsmission und die evangelische Hoffnungsgemeinde um 18:30 Uhr ein, so Carsten Baumann, Leiter der Bahnhofsmission. Eine bereits gestern geplante Andacht konnte unter anderem aufgrund der laufenden Ermittlungen am Tatort nicht stattfinden. Dennoch hatten rund 80 Menschen noch am Abend eine Mahnwache im Bahnhof abgehalten, berichtet hessenschau.de.

Andacht wird ökumenisch gehalten

„Der mutwillige Tod dieses Kindes hat uns tief erschüttert. Er macht uns sprachlos und ohnmächtig. Es fällt schwer, zu fassen, was einen Menschen zu einer solchen Tat treibt. In Stille und Gebet wollen wir unserer Ratlosigkeit Ausdruck geben und am Leid der Angehörigen Anteil nehmen. Wir fühlen uns darin auch mit allen verbunden, die gestern am Frankfurter Hauptbahnhof Zeugen dieses Todes wurden", sagte Prodekanin Ursula Schoen von der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach in einer ersten Reaktion.

Schoen, die katholische Pastoralreferentin Beatrix Henrich von der Dompfarrei St. Batholomäus, Jutta Jekel, Pfarrerin der unweit des Bahnhofs gelegenen Evangelischen Hoffnungsgemeinde sowie Carsten Baumann, Leiter der ökumenisch geführten Bahnhofsmission, halten die Trauerandacht.

Pfarrerin äußerte sich unmittelbar nach der Tat

Pfarrerin Jutta Jekel zeigte sich bereits unmittelbar nach der Tat schockiert: „Wenn ein hilfloses Kind und seine Mutter vor einen einfahrenden Zug gestoßen werden, dann fehlen mir die Worte – ich bin einfach nur entsetzt.“ Jutta Jekel, die als Pfarrerin in der Frankfurter Hoffnungsgemeinde aktiv ist, sagt: „Ich wünsche den Angehörigen, dass sie jetzt jemanden haben, mit dem sie reden können und der sie trägt.“

Ministerpräsident Bouffier drückt sein Mitgefühl aus

Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier äußerste sich zu dem Vorfall laut hessenschau.de in einer Mitteilung: „Der Tod eines Jungen im Frankfurter Hauptbahnhof erschüttert mich. Es macht fassungslos, dass Mutter und Kind vor einen einfahrenden Zug gestoßen wurden. Die Aufklärung der abscheulichen Tat liegt jetzt in den Händen der zuständigen Behörden.“

Auch der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann äußerte seine Betroffenheit.
Bundesinnenminister Horst Seehofer sprach auf einer Pressekonferenz am Nachmittag von einem zunehmenden Werteverfall in der Gesellschaft, dem es gelte entgegenzuwirken.

Notfallseelsorger: Umgang mit möglichen traumatischen Folgen

Die Tat fand am Montag Mittag statt und wurde von vielen Menschen am Bahnhof miterlebt. Laut Medienberichten brachen einige in Tränen aus und fingen panisch an zu schreien. Andreas Mann von der Notfallseelsorge der EKHN in Wiesbaden sagt dazu: „Hier handelt es sich um ein worst-case Szenario. Zum einen ist ein Kind betroffen. Zum anderen steht man einer solchen Situation hilflos gegenüber.“ Das Risiko, solche Sinneseindrücke traumatisch immer wieder zu erleben, sei hoch.

Zwar gebe es kein Patentrezept, wie mit solchen Erfahrungen umzugehen sei. Dennoch sei es nicht immer nötig, sofort professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, erklärt Mann. „Wichtig ist für viele Menschen, dass sie über das Erlebte sprechen können. In der Regel wenden sich Betroffene dann natürlich an nahe Angehörige oder ihre Familie.“

Anzeichen, um professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen

Oft dauere es aber eine gewisse Zeit, bis man über solche schlimmen Ereignisse reden könne. Angehörige müssten also auch Geduld mitbringen. Auch wenn Menschen, die sich in solchen Extremsituationen befanden zunächst ein verändertes Verhalten an den Tag legten, so sei dies nicht zwangsläufig Ausdruck einer psychischen Erkrankung.

Erst wenn Betroffene auch nach längerer Zeit die Situation immer wieder auch in Träumen intensiv erlebten, könnte ein Gespräch mit einem Seelsorger oder psychologische Hilfe sinnvoll sein, so der Seelsorger.

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