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9. November 1989:

Zeitzeugen-Video: 30 Jahre Fall der Mauer

East-Side-Gallery in Berlin

East-Side-Gallery in Berlin

Am 9. November 1989 fiel die Mauer: damit war das Ende der Teilung Deutschlands eingeläutet, ein knappes Jahr später folgte die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. 30 Jahre ist der Fall der Mauer her – für viele Zeitzeugen ist der 9. November 1989 bis heute der für sie bewegendste Tag des 20. Jahrhunderts.

"Wahnsinn, Wahnsinn - das war das Wort der Stunde", erinnert sich Zeitzeuge Wilfried Seiring über den Fall der Mauer in Berlin am 9. November 1989. Zusammen mit seiner Frau ist er noch am selben Abend sofort an die Westberliner Seite der Mauer gefahren. Für Seiring ist der 9. November 1989 ein Geschenk, denn die die Mauer trennte ihn von seiner Familie. Als Zeitzeuge berichtet er heute jungen Menschen von seiner Flucht in den Westen, die Zeit der friedlichen Revolution in der DDR hat er noch fest in Erinnerung. 

Die friedliche Revolution begann in den Kirchen: Sie boten einen geschützten Ort, um auszusprechen, was andernorts nicht gesagt werden durfte. Viele Andachten und Friedensgebete mündeten in Demonstrationen, mit Kerzen zogen die Menschen friedlich durch die Städte der damaligen DDR. In Leipzig lockten die Montagsdemos Hunderttausende auf die Straße. Einer von ihnen war Pfarrer Rasmus Bertram. Er erinnert sich: „Wir sind in der sogenannten Sperrzone aufgewachsen. Fünf Kilometer entfernt von der innerdeutschen Grenze im Angesicht des Stacheldrahts. Wir waren gefangen.“ Es gab nur wenige Oasen, die freies Denken erlaubten, berichtet Bertram. Für den heutigen Pfarrer waren die Kirchen solche Orte.

Zeitzeugen-Videos erinnern an den 9. November 1989

In einem Zeitzeugen-Video erinnert die Multimediaredaktion an den Jahrestag. Zeitzeugen, die die DDR und die friedliche Revolution miterlebt haben, kommen zu Wort und berichten, wie sie den 9. November 1989 erlebt haben. „Die Interviews haben wir über viele Jahre gesammelt“, erklärt Chefredakteur Andreas Fauth, manche der Zeitzeugen sind schon gar nicht mehr am Leben, „wir glauben aber, dass wir ihre Erinnerungen und Erlebnisse nicht vergessen dürfen.“

Für viele ist der Fall der Mauer am 9. November 1989 ein Wendepunkt in der deutsch-deutschen Geschichte, auch wenn viele Bürgerrechtler das Wort „Wende“ gar nicht mögen, denn es stammt von Egon Krenz. Der frühere SED-Generalsekretär und Staatsratsvorsitzende der DDR nach Erich Honecker hatte den Begriff geprägt, um damit selbst eine Wende in der DDR einzuläuten und das Zepter des Handelns in der Hand zu behalten. Die vielen Hundertausende Bürger der friedlichen Revolution in der DDR wollten aber keine Wende und auch keine „Wendehälse“, sondern einen grundlegend anderen Staat mit Reisefreiheit, Meinungsfreiheit, Informationsfreiheit, Anerkennung der Parteien und Gruppen der Bürgerrechtler und einen Dialog auf Augenhöhe.

Die Mauer ging durch die Familie

Zeitzeuge Wilfried Seiring berichtet im Video, wie die innerdeutsche Grenze seine Familie teilte: Er war noch vor dem Bau der Mauer in den Westen geflohen. Seiring stammt aus Frankfurt / Oder und sah dort keine Perspektiven mehr für eine gute Ausbildung. Mit einer S-Bahn-Fahrkarte machte er sich auf den Weg und reiste über die Friedrichstraße in Berlin in den Westen aus. Mit schlotternden Knien – wäre er erwischt worden, hätten schon damals Haft und Repressalien gedroht. Es gab kein Zurück mehr: Seiring war getrennt von Mutter und Familie, Freunden und Kommilitonen. Der 9. November 1989 war der größte Tag in seinem Leben – sofort machte er sich mit seiner Frau auf den Weg zur Mauer.

Die Mauer fiel „unverzüglich“

Viele erinnern sich noch heute, wenn sie an den 9. November denken, genau daran, was sie an jenem Abend gemacht haben. Die Nachricht vom Fall der Mauer veränderte die Welt binnen einer guten Stunde, nachdem Günter Schabowski auf einer lang dauernden Pressekonferenz ganz am Ende über das neue vorrübergehende Reisegesetz der DDR sagte, das Gesetz trete „unverzüglich“ in Kraft. Im Nu strömten Menschen an die Mauer und Grenzübergänge, Trabbi-Kolonnen machten sich die nächsten Tage auf nach Westdeutschland. Eine neue Zeit begann, für viele ist der 9. November damit zum schönsten Tag des 20. Jahrhunderts geworden.

Der kommentierte Zusammenschnitt aus Videos der Multimediaredaktion lässt die friedliche Revolution und den Jahrestag des Falls der Mauer lebendig werden.

Hier geht‘s zum Video


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