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Archäologie

Archäologen finden 1.300 Jahre alte Fußbodenheizung in Mainzer Kirche

Mehr als 400.000 Fundstücke kamen im Alten Dom zu Tage, die nun gesichtet und archiviert werden müssen

Mehr als 400.000 Fundstücke kamen im Alten Dom zu Tage, die nun gesichtet und archiviert werden müssen

Die mehrjährigen archäologischen Grabungen in der Mainzer Johanniskirche sind weitgehend beendet. 2018 soll nur noch an einigen Orten in und um den alten Mainzer Dom herum weiter geforscht werden, so das evangelische Dekanat Mainz.

Im frühmittelalterlichen Mainzer Dom, der heutigen Johanniskirche, gab es bereits zu Zeiten des legendären Bischofs Bonifatius (um 673-754) eine Fußbodenheizung. Archäologen stießen bei den großangelegten Grabungsarbeiten in der Kirche auf die Überreste von Heißluftschächten aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. Grabungsleiter Guido Faccani sprach am Mittwoch von einem einzigartigen Fund, der einen weiteren Beleg für die enorme einstige Bedeutung der Kirche darstelle. Seit 2013 hatten Archäologen im gesamten Kircheninnenraum Grabungen durchgeführt und dabei nahezu den kompletten Boden bis in drei Meter Tiefe ausgehoben.

Diese mehrjährigen Arbeiten sollen zum Jahresende abgeschlossen werden. Ein zahlenmäßig deutlich reduziertes Archäologenteam soll dann nur noch an einigen Punkten in der Kirche und im Außenbereich weitere kleinere Grabungen vornehmen. Die Wissenschaftler hatten mit ihrer Arbeit zweifelsfrei nachgewiesen, dass es sich bei der evangelischen Johanniskirche um den Vorgängerbau des benachbarten weltberühmten Mainzer Doms handelt. Außerdem konnten sie belegen, dass St. Johannis zugleich die älteste frühmittelalterliche Großkirche nördlich der Alpen mit großflächig erhaltenem Originalmauerwerk ist.

Zur Römerzeit christliche Gemeinde in Mainz

Die ältesten freigelegten Bauelemente können mittlerweile sogar auf das 5. oder 6. Jahrhundert datiert werden. Vor rund 1.300 Jahren erreichte die später noch verlängerte Kirche den jüngsten Erkenntnissen der Forscher zufolge bereits ihre heutige Höhe. Faccani zufolge gibt es in Europa nur wenige mit der Mainzer Johanniskirche vergleichbare Bauten, etwa den Trierer Dom oder das karolingische Kloster von Müstair in Graubünden. In Mainz gab es bereits in der Römerzeit eine christliche Gemeinde und bereits in der Spätantike einen Bischof.

Wie die seit 2013 für Besucher gesperrte Johanniskirche künftig genutzt werden soll, ist bislang noch nicht geklärt. Im kommenden Jahr werde ein Nutzungskonzept erstellt, kündigte der evangelische Mainzer Dekan Andreas Klodt an. Darin solle die herausragende Geschichte der Kirche angemessen berücksichtigt werden. Bislang haben die archäologischen Arbeiten 4,4 Millionen Euro gekostet, die überwiegend aus Kirchensteuern finanziert wurden. Die evangelische Gemeinde der Johanniskirche feiert ihre Gottesdienste bereits seit vier Jahren in der nahe gelegenen Kirche des katholischen Priesterseminars.

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