Archäologie
Archäologen finden 1.300 Jahre alte Fußbodenheizung in Mainzer Kirche
Mehr als 400.000 Fundstücke kamen im Alten Dom zu Tage, die nun gesichtet und archiviert werden müssen
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Wissenschaftlicher Leiter Faccani erklärt, dass die Archäologen und Bauforscher von West nach Ost den gesamten Kirchenkorpus vom ursprünglichen Fußboden bis hinauf in 12 beziehungsweise 16 Meter Höhe untersuchten.
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Wolfgang Feilberg, Oberkirchenrat der EKHN, Guido Faccani, wissenschaflicher Forschungsleiter, Gegor Ziorkewicz, Stadtkirchenpfarrer an St. Johannis, und Dekan Andreas Klodt freuen sich über den immensen Erkenntniszuwachs der letzten Monate.
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Guido Faccani war wissenschaftlicher Forschungsleiter am Alten Dom im Mainz.
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Seit 18 Monaten forscht das Archäologen-Team am und im alten Mainzer Dom.
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Ein 20-köpfiges Team um Guido Faccani hat den Kirchenkorpus untersucht.
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Bis dato sind weite Teile des Alten Doms St. Johannis erschlossen und untersucht worden.
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Mehrere Monate wurde zur Baugeschichte des ersten Mainzer Doms St. Johannis geforscht.
Im frühmittelalterlichen Mainzer Dom, der heutigen Johanniskirche, gab es bereits zu Zeiten des legendären Bischofs Bonifatius (um 673-754) eine Fußbodenheizung. Archäologen stießen bei den großangelegten Grabungsarbeiten in der Kirche auf die Überreste von Heißluftschächten aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. Grabungsleiter Guido Faccani sprach am Mittwoch von einem einzigartigen Fund, der einen weiteren Beleg für die enorme einstige Bedeutung der Kirche darstelle. Seit 2013 hatten Archäologen im gesamten Kircheninnenraum Grabungen durchgeführt und dabei nahezu den kompletten Boden bis in drei Meter Tiefe ausgehoben.
Diese mehrjährigen Arbeiten sollen zum Jahresende abgeschlossen werden. Ein zahlenmäßig deutlich reduziertes Archäologenteam soll dann nur noch an einigen Punkten in der Kirche und im Außenbereich weitere kleinere Grabungen vornehmen. Die Wissenschaftler hatten mit ihrer Arbeit zweifelsfrei nachgewiesen, dass es sich bei der evangelischen Johanniskirche um den Vorgängerbau des benachbarten weltberühmten Mainzer Doms handelt. Außerdem konnten sie belegen, dass St. Johannis zugleich die älteste frühmittelalterliche Großkirche nördlich der Alpen mit großflächig erhaltenem Originalmauerwerk ist.
Zur Römerzeit christliche Gemeinde in Mainz
Die ältesten freigelegten Bauelemente können mittlerweile sogar auf das 5. oder 6. Jahrhundert datiert werden. Vor rund 1.300 Jahren erreichte die später noch verlängerte Kirche den jüngsten Erkenntnissen der Forscher zufolge bereits ihre heutige Höhe. Faccani zufolge gibt es in Europa nur wenige mit der Mainzer Johanniskirche vergleichbare Bauten, etwa den Trierer Dom oder das karolingische Kloster von Müstair in Graubünden. In Mainz gab es bereits in der Römerzeit eine christliche Gemeinde und bereits in der Spätantike einen Bischof.
Wie die seit 2013 für Besucher gesperrte Johanniskirche künftig genutzt werden soll, ist bislang noch nicht geklärt. Im kommenden Jahr werde ein Nutzungskonzept erstellt, kündigte der evangelische Mainzer Dekan Andreas Klodt an. Darin solle die herausragende Geschichte der Kirche angemessen berücksichtigt werden. Bislang haben die archäologischen Arbeiten 4,4 Millionen Euro gekostet, die überwiegend aus Kirchensteuern finanziert wurden. Die evangelische Gemeinde der Johanniskirche feiert ihre Gottesdienste bereits seit vier Jahren in der nahe gelegenen Kirche des katholischen Priesterseminars.
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