50 Jahre Leuenberger Konkordie
Evangelische in Ukraine gehören jetzt richtig zu Europas Kirchenfamilie
Mehr als 80 Kirchenleitende aus ganz Europa haben sich jetzt in Wien getroffen, um die Verabschiedung der sogenannten Leuenberger Konkordie vor genau 50 Jahren zu feiern. 1973 verfassten die evangelischen Kirchen Europas ein gemeinsames Dokument in Leuenberg bei Basel, das die innerprotestantische Kirchenspaltung zwischen reformierten und lutherischen Strömungen beenden sollte.
Ein Evangelium, unterschiedliche Kirchen
In dem Papier heißt es unter anderem, dass Kirchen unterschiedlich sein dürften, weil sie sich auf das Evangelium als gemeinsame Grundlage beriefen. Diese Einsicht hatte auch ganz praktische Konsequenzen: Erst seitdem kann beispielsweise eine lutherische Pfarrerin von einer reformierten Kanzel aus offiziell predigen oder etwa ein französischer Pfarrer eine Gemeinde in Deutschland leiten.
50 Millionen Evangelische
Die Leuenberger Konkordie wurde auch zum Gründungsdokument der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. (GEKE). Heute gehören ihr 94 lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus über 30 Ländern Europas und Südamerikas an. Damit vertritt die GEKE insgesamt rund 50 Millionen Protestant*innen. Auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gehört zur GEKE.
Ukraine jetzt in Kircehnfamilie
Deshalb nahm Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf neben 80 Kirchenleitenden aus ganz Europa vom 4. bis 6. Juli 2023 an der Jubiläumsfeier in Wien teil. Für alle ein berührender Moment: Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche der Ukraine unterzeichnete in Wien durch Bischof Pavlo Svarts und Synodenpräsident Alexander Gross nun auch die Leuenberger Konkordie. Die ukrainische Kirche bestärkt damit nochmals ihre Mitgliedschaft in der GEKE, der sie seit Ende 2022 angehört. Nach Worten der GEKE-Pressestelle seien aus den Gästen nun Mitbewohner geworden. Die Kirche aus der Ukraine gehöre damit richtig zur „Familie".
Kommt eine europäische Synode?
Nach der MItteilung der GEKE seien während des gesamten Treffens „Gruppen von Bischöfinnen und Superintendenten, Prälatinnen und Präsidenten miteinander im entspannten Gespräch, quer durch die evangelischen Konfessionen und europäischen Regionen“, gewesen. Dies sei ein wichtiges Signal in Zeiten weitreichender Spannungen in Europa. Offen blieb weiter die Frage einer europäischen protestantischen Synode. Auch 50 Jahre nach der Gründung suche die „eine Familie“ weiter nach Formen und Formaten, heißt es abschließend in der Pressemitteilung zum Treffen in Wien.