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Spenden

Spendenbereitschaft auch 2023 in Deutschland hoch

Ein geflochtener Korb, der mit Geld gefüllt ist.

Kollekte

Trotz eines hohen Spendenniveaus bereits in den vergangenen Jahren unterstützen die Menschen in Deutschland weiter die Arbeit der Hilfsorganisationen. Die meisten befragten Organisationen vermelden für 2023 bislang stabile Einnahmen.

(epd). Trotz gestiegener Lebenshaltungskosten und Inflation spenden die Menschen in Deutschland weiter für humanitäre Hilfe und Entwicklungsprojekte. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter acht Organisationen zu den Spendeneinnahmen des ersten Halbjahres 2023. Obwohl bereits in den vergangenen zwei Jahren aufgrund großer Krisen wie dem Ukraine-Krieg und der Ahrtal-Flut außergewöhnlich viel gespendet wurde, liegt die Höhe der Zuwendungen an die befragten Organisationen in den vergangenen sechs Monaten etwa auf dem Niveau von 2022.

Keine Spendenmüdigkeit 

Von einer Spendenmüdigkeit könne keine Rede sein, sagte der Sprecher von "Brot für die Welt", Thomas Beckmann. Das evangelische Hilfswerk sei sehr zufrieden mit dem bisherigen Ergebnis. Ähnlich äußerte sich Simone Pott von der Welthungerhilfe. Die Menschen "wollen dort helfen, wo Hunger und Armut hoch sind". Allerdings habe die Organisation nach einer großen Spendenbereitschaft für die Folgen der Erdbeben in Syrien und der Türkei Anfang Februar eine vorübergehende Zurückhaltung wahrgenommen.

Institut für soziale Fragen erwartet Rückgang

Der Geschäftsführer des Deutschen Instituts für soziale Fragen, Burkhard Wilke, geht davon aus, dass die Zuwendungen 2023 insgesamt etwas zurückgehen werden. Als Grund nannte er dem epd die besonders hohe Spendenbereitschaft der vergangenen zwei Jahre. 2022 spendeten die Menschen in Deutschland demnach insgesamt 12,9 Milliarden Euro, davon über eine Milliarde allein für die Nothilfe der vom Ukraine-Krieg betroffenen Menschen. 2021 lag das Spendenaufkommen bei 11,7 Milliarden Euro. Entscheidend in der Spendenbilanz sind für alle befragten Organisationen vor allem die letzten Monate des Jahres.

Steigende Lebenshaltung ist Problem 

Die Kindernothilfe erhielt im ersten Halbjahr etwas weniger (minus sechs Prozent) Zuwendungen als im Vorjahr. Das liege daran, dass die Organisation in diesem Jahr noch für keine Katastrophe gezielt zu Spenden aufgerufen hat, erklärte Sprecherin Angelika Böhling. "Ärzte ohne Grenzen" bittet nach eigenen Angaben seit Jahren um Zuwendungen ohne Zweckbindungen, um das Geld auch für Krisen einsetzen zu können, die nicht im öffentlichen Fokus stehen und verzeichnet einen stabilen Spendeneingang. Die Diakonie Katastrophenhilfe geht davon aus, dass sich 2023 in die Vorjahre einreiht und sich Inflation und steigende Lebenshaltungskosten nicht zwangsläufig auf die Spendenbereitschaft auswirken.

Weniger Güter für mehr Geld  

Bei Misereor sind zwar die Zuwendungen stabil, wie die Leiterin der Spenden-Abteilung, Julia Biermann, erläuterr. Allerdings sei es schwieriger geworden, Spenderinnen und Spender über einen längeren Zeitraum an das Hilfswerk zu binden. Caritas international verzeichnete ein hohes Spendenniveau im ersten Halbjahr, das laut Sprecher Dariush Ghobad die Planwerte deutlich übertraf. Allerdings sinke durch die Inflation die Kaufkraft der Spenden. "Für dasselbe Geld erhalten wir auf dem Weltmarkt weniger Güter. Das stellt uns zunehmend vor große Herausforderungen."

United 4 Rescue sieht schwierige Lage

Schwierig ist die Lage auch bei der Initiative "United 4 Rescue" zur Unterstützung der Seenotrettung im Mittelmeer. Zwar seien die Spenden 2023 bislang etwa auf Vorjahresniveau, sagte Sprecherin Susanne Jacoby. Doch 2022 habe der Verein einen Rückgang von etwa 30 Prozent im Vergleich zu 2021 verzeichnet. Spenderinnen und Spender sähen sich zu Kürzungen gezwungen, zugleich hätten sich die Bedingungen für die Seenotrettung durch stark gestiegene Preise und restriktive Gesetze in Italien erschwert und das Sterben im Mittelmeer stehe nicht mehr so im Fokus.


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